Interview von Michael Hesse, Redakteur in der Politikredaktion des Kölner Stadtanzeigers mit Anne Applebaum
MH: Frau Applebaum, was erwarten Sie von Trump als US-Präsident?
AA: Was er nicht mag, sind Allianzen im Allgemeinen und die Nato im Besonderen. Die Nato ist ihm zu teuer, er versteht ihren Existenzgrund nicht und er will nicht, dass die Amerikaner in europäische Kriege involviert werden. Das sagt er immer und immer wieder. Zum ersten Mal übrigens in seinem Buch, das er im Jahr 2000 geschrieben hat.
MH: Und worauf kann man sich noch einstellen?
AA: Mit gleicher Festigkeit betont er, dass er nicht an Freihandel glaubt. Er will Nafta, das Freihandelsabkommen mit Mexiko, aufkündigen. Und er spricht darüber, die USA aus dem System der Welthandelsorganisation WTO austreten zu lassen. Ein System von Handelsregeln, Systemen und Übereinkommen, das die USA und die Europäer über Jahrzehnte aufgebaut haben, wird zuletzt von ihm attackiert werden. Das sind die beiden wichtigsten Punkte.
MH: Wird er die Nähe zu Russland suchen?
AA: Ja. Ich kann zwar keine Prognosen abgeben, aber er ist sehr eindeutig darin, dass er Putin unterstützen will und dass er Autokratien eher unterstützt. Anders als Hillary Clinton, die einen eher anti-russischen Kurs steuern wollte. Trump will Russland unterstützen, was das genau bedeutet, bleibt noch offen. Vielleicht will er Sanktionen lockern oder aufheben, Russland in Bezug auf die Ukraine freiere Hand geben. Wir wissen es noch nicht. Ich kann kein Orakel spielen, aber es ist möglich, dass er über Europa hinweg mit Russland einen Deal schließen wird.
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